Jeden Sommer kommt bei vielen Besitzern von Hunden mit langen oder dichten Hundefell die Frage auf, ob es nicht sinnvoll wäre, das Hundefell, der Hitze wegen, zu scheren. Auch wenn diese Schlussfolgerung auf den ersten Blick sinnvoll erscheint, hat eine Schur nicht bei jedem Hund Vorteile.
1. Aufbau und Funktionen des Hundefells
Das Hundefell gibt einem Hund nicht nur sein typisches Aussehen, es erfüllt auch eine wichtige Schutzfunktion unter anderem gegenüber Witterungseinflüssen. Bei vielen Hunderassen besteht das Hundefell aus Deckhaar und Unterwolle. Beide haben wichtige Eigenschaften und Funktionen um den Hund zu schützen.
1.1. Deckhaar (oder Grannenhaar, Primärhaar)
Das Deckhaar schützt den Hund vor äußeren Einflüssen wie Feuchtigkeit, Wind, Sonne, Verschmutzung aber auch vor Verletzungen z.B. beim Spielen. Es ist meistens lang und fest.
1.2. Unterwolle (Sekundärhaar)
Die Unterwolle sitz nah an der Haut des Hundes. Sie ist dichter, kürzer und weicher als das Deckhaar. Die Unterwolle ist zuständig für die Wärmeisolierung des Hundes vor allem während den kälteren Jahreszeiten.
2. Bei welchen Hunden kann eine Schur sinnvoll sein?
Häufig einig bei der Frage, ob man den Hund schert oder nicht ist man bei diesen beiden Felltypen: Hunderassen mit ständig nachwachsendem Hundefell und Hunde mit einschichtigen Fellaufbau (ohne Unterwolle).
2.1. Hunde mit ständig nachwachsenden Hundefell
Diese Hunde haben keinen regelmäßigen natürlichen Fellwechsel, sie haaren nicht und verlieren kaum Haare. Die Folge: Das Fell wird immer länger. Aus diesem Grund sollten sie regelmäßig geschoren oder in Form geschnitten werden um beispielsweise Verfilzungen zu vermeiden.
2.2. Hunde mit einschichtigen Fellaufbau
Hunde mit einschichtigen Fellaufbau (Hundefell ohne Unterwolle) können ebenfalls geschoren werden. Bei Hunden mit zwei- oder mehrschichtigen Hundefell (Hundefell mit Unterwolle) besteht die Gefahr, dass die Unterwolle schneller nachwächst als das Deckhaar und verschiedene Probleme beim Fell des Hundes entstehen können.
2.3. Alte oder kranke Hunden
Ebenfalls kann eine Schur bei alten oder kranken Hunden mit Gelenkprobleme oder Kreislaufprobleme sinnvoll sein. Aber auch wenn allgemein Probleme beim Fellwechsel bekannt sind, kann eine Schur in Betracht gezogen werden. Das verringerte Gewicht kann dem Hund so den Alltag erleichtern, vor allem wenn das Hundefell einen Großteil des Gewichts des Hundes ausmacht. Hier sollte jedoch zuvor Rat von einem Tierarzt eingeholt werden.
2.4. Beispiele
Pudel
Bichon Frisé
Spanischer, Portugiesischer Wasserhund
Shih-Tzu
Malteser, Bologneser, Havaneser
Coton de Tuléar
Yorkshire Terrier
Das Hundefell erfüllt eine wichtige Schutzfunktion für den Hund und sollte deshalb nicht unbedacht geschoren werden.
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3. Welche Hunde sollten nicht geschoren werden?
3.1. Hunde mit zwei- oder mehrschichtigem Hundefell
Hunde mit zwei- oder mehrschichtigem Hundefell (mit Unterwolle) sollten grundsätzlich nicht leichtfertig geschoren werden. Hier sollte vorrangig eine regelmäßige und artgerechte Fellpflege eingehalten werden. Das Ausbürsten von abgestorbenen Haaren und Unterwolle reicht hier in den allermeisten Fällen schon aus um dem Hund den Alltag im Sommer zu erleichtern.
Unterwolle wächst oftmals schneller nach als das Deckhaar, werden beide abgeschoren kann es passieren, dass die Unterwolle das Deckhaar beim Haarwuchs blockiert und so die Fellbeschaffenheit nachhaltig verändert.
3.2. Drahthaarige Hunde
Drahthaarige Hunde sollten nur getrimmt werden. Bei diesem Hundefell fallen abgestorbene Haare nicht einfach ab, sondern bleiben in der Haut stecken. Aus diesem Grund sollte man das Hundefell regelmäßig trimmen um abgestorbene Haare sowie Unterwolle zu entfernen und gleichzeitig neuen Haarwuchs zu gewährleisten.
„Hund trimmen“ wird häufig als Synonym für “Hund scheren” verwendet, gemeint ist jedoch etwas anderes. Beim Hund trimmen wird die lose Unterwolle und abgestorbene Haare aus dem Hundefell vorsichtig herausgezupft. Dies kann zum Beispiel mit den Fingern oder einem sogenannten Trimmmesser geschehen. Das Scheren dieser Hunde kann das Fell nachhaltig verändern.
4. Was kann für das Hund scheren sprechen?
Ob man den Hund schert oder nicht, muss gut überlegt sein. Eine Entscheidung muss individuell vom Hund und seinem Fell abhängig gemacht werden. Diese Gründe können bei manchen Hunden für das Scheren sprechen:
4.1. Gesundheitliche Gründe
Manchmal ist eine Schur aus gesundheitlichen Gründen nicht vermeidbar und kann beispielsweise für Hunde mit Gelenkproblemen oder Herzkreislaufproblemen eine große Erleichterung im Alltag sein. Der Hund hat dann weniger Hundefell zu tragen, dies kann sich positiv auf das tägliche Wohlbefinden des Hundes auswirken. Extreme Verfilzungen können ebenfalls ein Grund für eine Schur sein, wenn sich diese gesundheitsschädigend auf den Hund auswirken. Eine Hundeschur aus gesundheitlichen Gründen sollte aber zuvor mit einem Tierarzt abgeklärt werden.
Vereinzelt kann es auch Sinn machen bei Hauterkrankungen, Verletzungen oder auch Entzündungen. So können entsprechende Stellen besser versorgt werden.
4.2. Unterstützung des Temperaturausgleichs
Oft wird mit der “natürlichen” Temperaturregulation des Hundefells gegen das Scheren argumentiert, jedoch gibt es mittlerweile viele Hunderasse die eigentlich nicht in unseren Breitengraden heimisch sind. Hunde die ihren Ursprung in kälteren Klimazonen haben besitzen evolutionsbedingt logischerweise ein sehr dichtes Hundefell. Bei kalten Temperaturen hat ein dichtes Hundefell tatsächlich eine wichtige Aufgabe, nämlich den Hund warm zu halten.
In unseren heißen Sommern kann die Sache jedoch anders aussehen. Obwohl Hunde ihre Körpertemperatur hauptsächlich über das Hecheln regulieren kann ein dichtes Hundefell während eines heißen Sommers schnell für den Hund zur Last werden. Vielen Hunden wird es dann zu heiß, die Folgen können unter anderem Inaktivität, Trägheit, Erschöpfung, Stress, Dehydration oder ein Hitzschlag sein.
An heißen Tagen sollte immer ein schattiger Platz oder eine kühle Liegeoberfläche (z.B. Fliesen) sowie genug Trinkwasser zur Verfügung stehen.
4.3. Erleichterung der regelmäßigen Fellpflege
Ein kürzeres Hundefell vereinfacht, vor allem bei langhaarigen Hunden, kurzfristig die regelmäßige Fellpflege. Das Risiko einer Verfilzung kann verringert werden, auf das regelmäßige Bürsten sollte jedoch trotzdem nicht verzichtet werden.
Das Fell verschmutzt nicht mehr so einfach und nicht jedes noch so kleine Ästchen entwickelt sich zu einer Verfilzung. Ist das Fell doch mal dreckig kann es auch einfacher als bei langen Haaren gesäubert werden.
Zecken und andere Ungeziefer (wie z.B. Flöhe) sind leichter zu erkennen und zu entfernen. Sie entwickeln sich oft erst gar nicht zu Problemen.
5. Was kann gegen das Hund scheren sprechen?
5.1. Veränderung der Fellstruktur
Häufig wird gegen das Scheren eines Hundes mit einer möglichen Veränderung der Fellstruktur argumentiert. Tatsächlich kann es bei zwei- oder mehrschichtigen Hunderassen zu einer Art Strukturveränderung im Hundefell kommen. Gründe dafür können sein, dass in manchen Fällen die Unterwolle schneller nachwächst als das Deckhaar oder abgeschnittene bzw. abgestorbene Haare nicht fachgerecht aus dem Fell entfernt werden.
Bei unzureichendem Ausbürsten der Unterwolle, kann diese Oberhand gewinnen und so zu unregelmäßigen Büscheln von Deckhaaren führen oder sogar das Nachwachsen der Deckhaare verhindern. Die Schutzfunktion der Deckhaare ist negativ beeinträchtigt und das Fell wird wolliger, plüschiger.
5.2. Hunde mit intaktem Hundefell
In besonders heißen Sommern ist es verständlich, wenn man sich Gedanken macht, ob eine Schur nicht sinnvoll wäre für den Hund, schließlich hechelt der Hund oft rum. Doch Hecheln ist beim Hund keinesfalls etwas schlechtes.
Im Gegenteil, Hunde regulieren ihre Temperatur nicht wie wir Menschen über Schweißdrüsen sondern hauptsächlich durchs Hecheln. Hunde, die ihren Ursprung in unseren Breitengraden haben und auch nicht wegen Showzwecken ein dichteres Hundefell angezüchtet wurde, sind sowohl für unsere Winter als auch für unsere Sommer bestens gewappnet. Hecheln und Inaktivität in Maßen sind an heißen Tagen also nicht zwangsläufig ein Indiz dafür, dass es dem Hund zu heiß ist.
Hier ist aber vor allem im Sommer eine regelmäßige und artgerechte Fellpflege notwendig, bei der abgestorbene Haare und Unterwolle entfernt werden.
Trotzdem kann man dem Vierbeiner natürlich den Alltag im Sommer erleichtern und sollte verschiedene Maßnahmen treffen um den Hund zu schützen.
Diese wären z.B.
Immer ausreichend Trinkwasser
Gassi gehen am frühen Morgen oder späten Abend
Schattige Plätze
Kühle Liegeflächen
5.3. Höheres Risiko für Sonnenbrand
Wenn das Hundefell zu kurz geschoren wird, besteht ein erhöhtes Risiko für Sonnenbrand, vor allem bei hellhäutigen Hunden besteht nach einer Schur im Sommer zusätzliches Risiko bestehen. In diesem Fall sollte auf ausreichend Sonnenschutz geachtet werden. Unter Umständen kann eine Sonnencreme für Hunde verwendet.
Hunde sollten, egal ob geschoren oder nicht, längere Aufenthalte in der prallen Sonne vermeiden, um keinen Sonnenbrand oder Sonnenstich zu riskieren.
5.4. Zecken und andere Ungeziefer haben es leichter
Bei einem dichten Hundefell haben es Zecken und andere Ungeziefer wie Flöhe natürlich schwerer zur Hautoberfläche zu gelangen als in einem kurzen Hundefell. Bei einem kurzen Hundefell ist es jedoch einfacher diese zu entdecken und auch zu entfernen.
Weitere Informationen zum Thema:
Zecke entfernen beim Hund – Anleitung und Vorbeugung
Zeckenschutz beim Hund – 8 Anti-Zeckenmittel im Überblick (2023)
5.5. Post-Clipping-Alopezie
Wird das Hundefell kahl geschoren, kann, vor allem bei nordischen Hunderassen, die sogenannte Post-Clipping-Alopezie, eine lokal auftretende Form der Haarlosigkeit, entstehen.
6. Fazit – Sollst du deinen Hund scheren?
Eine allgemeingültige Antwort beim Thema “Hund scheren oder nicht?” zu geben ist schwierig. Bei vielen Hunderassen sollte man aufgrund des Hundefells vorrangig zu anderen Möglichkeiten greifen, bevor man das Hundefell schert. Demgegenüber gibt es aber auch Hunderassen bei denen eine Schur nicht nur sinnvoll ist, sondern sogar notwendig sein kann.
Eine Antwort auf diese Frage hängt deshalb von individuellen Faktoren ab. Eine Hundeschur sollte immer gut überlegt sein und abhängig gemacht werden vom eigenen Hund. Im Zweifel sollte man Rücksprache mit einem Tierarzt oder einem professionellen Hundefriseur halten und weitere Schritte abklären.
Weitere Beiträge zum Thema Hund scheren.
Unter dem Punkt Wissenswert findest du regelmäßig neue Beiträge zu interessanten Themen rund um die Themen Hund scheren oder der allgemeinen Hundepflege.
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